Esther Beckmann erlebt mit ihrem Team seit Tagen, dass Geburtstagsfeiern toll sind, aber auch eben anstrengend und dass sie eigentlich gerne mehr Zeit hätte, das alles zu genießen. Sie ist seit 15 Jahren Inhaberin der „Apotheke am Stadtgarten“ in Rees und wenn sie daran denkt, wie sie zu dieser Apotheke gekommen ist, muss sie lachen: „Ich bin, wenn ich es richtig überlege, von meiner Familie und meinem damaligen Freund zu dieser Selbstständigkeit hin geredet worden. Wir sind eine große miteinander lebende niederrheinische Familie und schon meine – von der Familie begleitete – Studienwahl war auf mein wichtigstes Ziel ausgerichtet: Ich wollte Mutter werden und berufstätig sein. Dass ich mich für das Pharmaziestudium entschieden habe, empfinde ich heute noch als absoluten Glücksfall: es ist ein tolles Studium mit unglaublich vielen Facetten.“

Nach dem pharmazeutischen Praktikum bei Lohmann in Andernach war für sie klar, dass sie nicht auf Dauer in der pharmazeutischen Industrie arbeiten wollte. Sie zog nach Köln und sammelte dort in verschiedenen Apotheken Berufserfahrung. Aber schon nach knapp 2 Jahren entschied sie für sich, dass ein lebenslanges Angestelltenverhältnis sie nicht wirklich glücklich machen würde und dass sie doch eher zur Spezies „Unternehmerin“ gehört.

Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie zahlreiche zur Übernahme stehende Objekte in unterschiedlichen Städten angesehen, immer einen Haken entdeckt, immer wieder neue in Augenschein genommen, bis die Entscheidung fiel: Neugründung und zwar in Rees! Sie und ihr damaliger Freund (und jetziger Mann) kommen beide aus Emmerich, Rees war eher nicht an erster Stelle auf der Wunschliste. Und schon damals haben die Gründungsberater der Apothekenkammer vorsichtig angefragt, ob sie sich das gut überlegt hat mit einer Neugründung. Schon vor 15 Jahren kämpften viele Apotheken in den Großstädten ums Überleben. Trotzdem startete das familiengestützte Gründungsprojekt „3. Apotheke in Rees“.  Im Nachhinein kann sie sagen, wie wichtig es war, sich gut und gründlich beraten zulassen, aber dass man unbedingt zusätzlich kritisch die eigenen Stärken und Schwächen analysieren sollte. Sie ist dorthin gegangen, wo ein Arzt auf der Suche nach einer Apotheke in seinen neuen Räumen war und kein alt eingesessener Apotheker hin wollte. Und der Standort war gut. „Die Reeser haben uns vom ersten Tag an gut beschäftigt.“

„Meine Entscheidung habe ich nie bereut, denn ich hatte von Anfang an viel Unterstützung durch die Familie- und wenn ich nicht schon beim Start dieses Team gehabt hätte, ich hätte es nicht geschafft. Aber wenn alle dafür sind, läuft es rund. Insgesamt arbeiten heute am Stadtgarten 4 Apothekerinnen, 5 PTAs, ein Fahrer und eine Reinigungsfachkraft. Und worauf ich besonders stolz bin: Wir waren anfangs zu Viert und die 3 Mitarbeiterinnen der ersten Stunde haben mir bis heute die Treue gehalten. Damals waren wir zwei Mütter mit vier Kindern. Heute sind wir acht Mütter mit 16 Kindern. Herrlich!“

Apropos Kinder: Als wäre das Führen einer stetig wachsenden Apotheke nicht Herausforderung genug: Nach acht Jahren wurde Esther Beckmann Mutter: von Drillingen. „Jetzt musste ich sehen, dass zum Beruf auch noch das – ich nenne es – „Mutterkonto“ bedient wird. Und auch hier sage ich wieder: Ohne das Team,  ginge nichts.“ Mir war von Anfang an ein selbstbestimmtes Arbeiten der Mitarbeiterinnen sehr wichtig. Je nach Interesse und Fähigkeiten entwickeln sich Fachgebiete und dass fördert die Motivation sowie die Selbständigkeit  im Team. Und so haben sich auch Freiräume für die Familie ergeben.

Esther Beckmann sieht sich als Pharmazeutin in der Aufgabe, gut und individuell zu beraten, ihr Wissen zu nutzen und nicht nur einfach zu verkaufen. Pflanzliche Kompetenzapotheke, Aromatherapie, Homöopathie, Kosmetik, Pflege und Hilfsmittel, das sind die besonderen Angebote. Ihr besonderes Interesse gilt der Aromatherapie. Sie lässt sich gerade zur Aromaexpertin ausbilden und bietet hierzu Kurse und Informationsabende. „Wir tun sehr viel für eine gute Vernetzung in der Stadt, wir engagieren uns an vielen Stellen, auch mit Spenden. Es ist auch eine Form von „Danke sagen“.

Zum unternehmerinnen forum niederrhein ist sie vor einigen Jahren durch Daniela Sindern aus Emmerich gekommen, die sie zu einem Treffen mitgenommen hat. Esther Beckmann bedauert, dass sie derzeit aus Zeitmangel so manches Mal die spannenden Themen und Gespräche mit den vielen unterschiedlichen Unternehmerinnen sausen lassen muss – mit 3 kleinen Kindern und dem Engagement in anderen Netzwerken geht aber eben doch nicht alles gleichzeitig. Auf die Frage, was sie denn nach 15 überaus aktiven Jahren für die Zukunft an weiteren Zielen sieht, kommt eine schnelle Antwort: „2016 darf es gerne etwas ruhiger werden, ich  möchte Arbeit und Familienleben gut miteinander kombinieren können, gleichzeitig aber wieder mehr Kurse und Veranstaltungen organisieren und auch zu Veranstaltungen zu gehen. Und ganz oben auf meiner Wunschliste: … mich weiter zur Aromaexpertin ausbilden zu  lassen und eine Duft- und Studienreise ins Glücksland Buthan! …man kann ja ruhig mal träumen.“

Herzlichen Glückwunsch und auf weitere erfolgreiche Jahre!