Voll Stolz feiert Petra Wresch das 25. Firmenjubiläumsjahr ihres Unternehmens – dem S & D Verlag in Geldern

Petra Wresch engagiert sich seit (fast) einem Vierteljahrhundert – und die Powerfrau ist immer noch getrieben von ihren Visionen und Leidenschaften

Petra Wresch im Gespräch mit Barbara Baratie im April 2017

Ein hohes Tor hindert mich an der Zufahrt auf den inzwischen fast leeren Parkplatz vor dem Unternehmen. Die Mitarbeiter haben schon Feierabend, doch Petra Wresch begrüßt mich auch am frühen Abend noch gut gelaunt und energievoll in ihren Büroräumen an der Otto-Hahn-Str. im schmucken Geldern. Ich bin beeindruckt von den hellen und großzügigen Räumlichkeiten und dem Energiebündel, das da vor mir steht. 25 Jahre Firmenjubiläum – das hat uns heute zusammengeführt. Anlass genug, einmal hinter die Kulissen zu schauen und mehr über unsere Netzwerk-Kollegin zu erfahren.

„Wo kommst du eigentlich her, Petra?“

„Ich bin in Schwedt, in Brandenburg, aufgewachsen. Das ist eine Chemiestadt, und so war es auch ganz naheliegend, dass ich Chemiefacharbeiterin wurde. Aber ich machte später eine zweite Ausbildung zur Bürokauffrau auch wenn ich damals noch nicht ahnen konnte, dass ich genau hierauf einmal meine Karriere aufbauen würde. Mein Mann war Fleischermeister und träumte von der Selbstständigkeit. 1992 … da waren in der ehemaligen DDR die Voraussetzungen dafür nicht gerade rosig. Wir hatten zwei kleine Kinder und viele Bekannte sind in den „goldenen Westen“ gegangen. Mein Mann wollte einfach mehr erreichen und hat eine Bewerbung in den Westen geschickt. Ich habe so bei mir gedacht; die „Wessis“ antworten ja sowieso nicht …doch ich hatte mich getäuscht. Die Einladung des späteren Arbeitgebers meines Mannes zierte ein Hinweis auf das „Dreiländereck; Deutschland, Niederlande, Belgien“. Da haben wir einmal tief durchgeatmet und sind unseren Träumen nachgegangen. Zuerst dachte ich ja noch, ich könnte im Osten bleiben, denn da hatte ich mich ja ganz gut eingerichtet, doch der Arbeitgeber meines Mannes wünschte sich, dass seine neue Führungskraft hier verwurzelt sein sollte. Es war ein Familienbetrieb, und der legte Wert darauf. Ich hatte eigentlich einen tollen Job. Ich war gerade dabei, eine Recycling-Firma mit aufzubauen. Von der Pike auf. Das heißt, ich habe alles gemanagt: das Unternehmen bekannt machen, Flyer entwerfen, Flyer verteilen, Kunden gewinnen … Eigentlich wollte ich das nicht gerne aufgeben.

Mein Mann ließ nicht locker und sagte mir: da gibt es so viele Ausschreibungen in der Zeitung. Da findest du bestimmt sofort etwas. Was er übersehen hatte war, dass die meisten Stellenanzeigen aus Düsseldorf stammten, und das war für mich dann doch nicht ganz so einfach, eine adäquate Stelle zu finden. Im Sommer 1992 zogen wir dann mit unseren beiden Kindern, die damals 6 und 12 waren, an den Niederrhein.

„Und dort hast du dann auch gleich Fuß gefasst?“

Nein, gar nicht. Ich habe mächtig gefremdelt. Als „Ostkind“ war ich ja in der Schule geprägt worden und wir hatten so manches Klischee in uns. Ein Arbeitgeber war ja ein „Ausbeuter“, Kollegen war man „nicht grün“ und der Westen war „nicht kinderfreundlich“ – zumindest spukte mir das immer so im Kopf herum. Doch was ich dann erlebte, war, dass sich diese Klischees schnell entlarven ließen. Ich ging gerne zur Arbeit, kam mit dem Arbeitgeber zurecht und fand mit etwas Durchsetzungskraft auch eine gute Betreuungslösung für unsere Kinder. Meine erste Stelle war in einem Baumarkt. Und wer mich kennt, der kann sich vorstellen, dort habe ich mich schnell gelangweilt. Nur am Samstag, wenn die Kasse heiß lief vor lauter Kunden, dann war ich so richtig in meinem Element. Auf Dauer aber wollte ich da nicht bleiben. Ich suchte mir etwas Neues.

„Ein Energiebündel wie du – da war die Arbeitsplatzsuche sicherlich ganz einfach?“

Leider nicht. Im April 1993 las ich eine Anzeige des S & D Verlages. Ich rief an und noch am gleichen Tage wurde ich zum Vorstellungsgespräch geladen. Aber … ich war nicht die Einzige. Der Unternehmensgründer schaute sich viele Damen an und konnte sich nur schwer entscheiden. „Warum sollte ich Sie denn nehmen?“, war seine Frage. Ich denke schon, dass ich ihm glaubhaft machen konnte, dass ich Fleiß, Ehrgeiz, Ideen und Umsetzungskraft mitbringen würde, doch das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. „Das haben andere auch“, so sein Kommentar. Das Büro, die Aufgabe … all das hatte mich angefixt. Dort wollte ich arbeiten. Es konnte doch gar nicht sein, dass ich diese Stelle nicht bekam! Es fuchste mich … Jede Woche rief ich an und fragte, ob er sich schon entschieden habe. Die Antwort war immer wieder: „Nein, noch nicht!“ Ich habe es bald nicht mehr ausgehalten, aber ich blieb hartnäckig. Wenn ich etwas will, dann verfolge ich mein Ziel auch.

Und wann hat das Unternehmen dann auf dich gesetzt?

Im September 1993 habe ich angefangen. Der Firmengründer war ein fordernder Chef, und da musste man auch schon mal was aushalten können. Aber ich hatte Freiraum und ich habe immer gutes Geld verdient. Es gab viel zu tun und gemeinsam haben wir das Unternehmen Schritt für Schritt aufgebaut.

Mit der Zeit sind wir nähergerückt und irgendwann waren wir quasi auch eine Familie. Der Gründer, Herr Gleske, vertraute mir und seit seinem Tod 2013 leite ich nun das Unternehmen.

Während wir damals alles selbst machten – ich habe die Büroarbeit übernommen, neben den Redakteuren durfte ich hin und wieder sogar nichtmedizinische Beiträge schreiben, Korrektur lesen und die Buchhaltung führen – bauen wir heute auf ein Team von 24 fest angestellten und einigen freien Mitarbeitern. Inzwischen gibt es in unserem Hause eine qualifizierte Apotheken-Betreuung, eine Mediaberatung, die Grafik, mehrere Redaktionen, ein eigenes Marketing, die Buchhaltung und natürlich die „Direktorin des ersten Eindrucks“ am Empfang des Verlages.

Rückblickend gesehen, was war besonders schwer für dich?

Von der Arbeitnehmerin zur Arbeitgeberin zu werden, das war doch ein schwerer Schritt, den ich naiverweise völlig unterschätzt hatte. Ich dachte, ich kann doch alles, ich kenne das Unternehmen, ich mach das schon! Doch da gab es nicht nur Unterstützung, es gab auch kritische Stimmen, die erst einmal sehen wollten, ob ich das auch wirklich alles schaffe. Ich musste lernen, in eine neue Rolle zu schlüpfen, und mir den Respekt meiner MitarbeiterInnen erst (neu) verdienen.

Was hat dir dabei geholfen?

Ich habe die Herausforderung angenommen und mir einen Coach genommen. Im Netzwerk fand ich Ulla Jockweg-Kemkes, die mir neue Wege aufgezeigt hat, und ich muss sagen, ich lerne immer noch (gerne) dazu. Ich lese viel zu diesem Thema und ich entwickle mich und meine Visionen immer weiter. Gerade morgen planen wir ein Meeting, in dem ich meine „goldenden Kommunikationsregeln“ vorstellen möchte. Mir ist die Zusammenarbeit wichtig. Erfolge sind heutzutage keine Einzelerfolge mehr. Sie entstehen im Team und ich setze darauf, dass wir ein Team aufbauen, in dem Vertrauen und Respekt, aber auch Leistungsbereitschaft und Mut, Neues auszuprobieren, gelebt wird. Das hört sich leicht an, aber es bleibt doch ein ständiges Arbeitsfeld, das beackert werden will.

Wie wollt ihr das Jubiläum feiern?

Wir planen, „alle ins Boot“ zu holen – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir machen vom 29.4. bis 1.5. eine Schiffsreise nach York. Im Laufe des Jahres soll es dann viele kleine Aktionen geben, und natürlich soll auch unsere Öffentlichkeitsarbeit Raum finden. Wir sind schließlich mächtig stolz auf unsere Leistung.

Welche Visionen hast du für die Zukunft?

Wenn ich auf den Verlag blicke, sehe ich ein lebendiges Unternehmen auf einer gemeinsamen Reise zu immer neuen Zielen, die von allen Mitreisenden gerne als Herausforderungen angenommen werden. Jeder hilft jedem und alle unterstützen alle auf unserer gemeinsamen Reise. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, nicht nur am Empfang des Verlages, ist dabei eine Art „Direktor des ersten Eindrucks“. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen und zu jedem freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit, arbeiten wir alle in einem Umfeld zusammen, in dem nur noch MITeinander und nicht mehr ÜBEReinander geredet wird. Dazu braucht es immer wieder neues Vertrauen.

Die Printmedien stehen in einem Spannungsfeld zwischen heute und morgen …

Wir wollen immer vorwärtsgehen und das bedeutet für uns: kreativ bleiben und positiv denken. Ich persönlich habe keine Angst vor der Zukunft. Ich habe immer an das geglaubt, was ich tue.

Gibt es noch unerfüllte Wünsche?

Ich würde so gerne mein Englisch verbessern, dass ich es fließend beherrsche. Dann könnte ich überallhin reisen.

Als Angestellte habe ich meist nicht mehr als 5 Tage am Stück Urlaub gemacht. In den letzten beiden Jahren habe ich mir schon zweimal drei Wochen Urlaub gegönnt und das Unternehmen ist nicht untergegangen. Ganz im Gegenteil. Ich habe erkannt: Es läuft!

Vielen Dank für das Gespräch!

Fakten

Mit der ersten Kundenzeitschrift „Rätsel-aktuell“ hat der S & D Verlag Pioniergeschichte geschrieben. Damals war es nicht üblich, in der Apotheke ein Rätselmagazin beim Kauf geschenkt zu bekommen. Heute bringt der Verlag regelmäßig fünf verschiedene Kundenzeitschriften für Apotheken in ganz Deutschland heraus, die Monat für Monat über eine Million zufriedene LeserInnen erreichen. Was will frau mehr?

Bilder vom FotoStudio Selhof