60 Jahre Wesser GmbH
Gärten, Grün & Service

 

„Es zeigt sich, dass Gutes Bestand hat. Ich bin stolz, Teil eines       alteingesessenen, in Wesel tief verwurzelten Familienunternehmens
zu sein, ich nehme die Verantwortung gerne an,
will Vorbild sein und die Dinge voranbringen.“
Wiebke Lahrmann

 

„Wir sind Gärtner und dem Grün verpflichtet“ oder die Kunst, Gärtnertradition und moderne Gartenarchitektur miteinander zu verbinden

„Am Blaufuß 70“  – manchmal beflügelt ja schon so eine Adresse die Fantasie. Wie ist es da wohl?

Altes romantisches Gemäuer mit Blumenorgien in Blau und Weiß vielleicht? Am Wasser? Mit Wasser? Oder doch nur funktional-nüchtern, zwar an uralter Weseler Adresse –  aber jetzt zum Gewerbegebiet erschlossen?

Alles passt, dachte ich 2016, als ich Wiebke Lahrmann bei meinem ersten ‚Offene-Gartenpforte‘ -Besuch in Wesel im Wesser-Stammgarten an (tatsächlich blau-)blühenden Blumenbeeten, kunstvoll angelegten Wegen, Hecken, Bäumen,  Büschen und Wasserflächen vorbei eilen sah, um hier mit einer Besucherin ein paar Worte zu wechseln, eben Hund Lotti zu streicheln  und dort für den zu erwartenden Gästeandrang noch schnell den Sekt bereit zu stellen.  2017 war ich wieder dort und bei strahlendem Sonnenschein war alles nur noch üppig-schöner.

Dass Wiebke Lahrmann einmal Gärtnerin mit Hang zur Landschaftsarchitektur werden würde,  war ihr nicht in die Wiege gelegt. „Eigentlich war es mein Vater. Der hat mir nämlich kurz vor dem Abitur sehr bestimmt zu verstehen gegeben, dass ich erst einmal eine Ausbildung machen sollte. Danach, so mein Vater, kannst du Dir immer noch überlegen, ob Du studieren willst oder nicht.“

Schnupperpraktika in Wirtschaft und Verwaltung überzeugten sie nicht- und es war eher zufällig, dass sie Gärtnern im elterlichen Garten bei der Arbeit zusah: „Ich weiß noch genau, dass es ein schreckliches Wetter war, in unserem Garten sollte ein Teich angelegt werden. Durch die Fenster habe ich die Arbeiten verfolgt und einerseits die Gärtner bedauert, weil sie bei diesem Wetter draußen arbeiten mussten, aber andrerseits fand ich es toll, auch bei so einem Wetter etwas Schönes entstehen zu sehen. Vielleicht hat der Berufswunsch auch schon lange in mir geschlummert, jedenfalls hatte ich im Abi Leistungskurs Bio und als mündliches Prüfungsfach Kunst gewählt.“

Der Ausbildung in einem Duisburger Gartenbaubetrieb folgte die Studienplatzsuche. „Im ersten Anlauf habe ich hier in der Nähe keinen Studienplatz bekommen, der NC für den  Ingenieurstudiengang Landespflege war hoch.  Dann kam die Nachricht  von der Technischen Hochschule Berlin (TFH): „Studienplatz im Nachrückverfahren“. Berlin war schon eine Herausforderung. Zum ersten Mal musste ich mich allein um alles kümmern. Aber das Studium war so vielseitig, spannend und   praxisorientiert. Für mich war es schon etwas Besonderes, an der legendären „Königlich-Preußischen Gärtnerlehranstalt“ in Berlin-Dahlem studieren zu dürfen. In mein Studium habe ich mich richtig reingehängt, habe mich engagiert, war Tutorin, eigentlich war ich, rückblickend betrachtet , schon da auf dem Weg, etwas aktiv voranbringen zu wollen.“

Die Frage, warum man dann nach dem Studium nicht da bleibt- gerade in so einer städteplanerisch aufregenden dynamischen  Berlin-Zeit, beantwortet Wiebke Lahrmann ohne zu zögern: Heimweh! Und das sichere Gefühl, dass die rasant wachsende Stadt nicht auf Dauer zu ihrer Heimat werden würde. „Es gab so viele  gigantische Bauprojekte, viele Landschaftsbüro, die Stadt war eine einzige Baustelle.“

1996 ging sie wieder nach Rheinhausen zurück, jobbte kurzzeitig  und schrieb dann ihre Diplomarbeit  über den Landschaftspark Duisburg Nord, der zu der Zeit im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) vor der Fertigstellung stand.

m auch die „Städtische Seite“ kennenzulernen, absolvierte sie 1997 ein 3- monatiges Praktikum im Grünflächenamt der Stadt Duisburg, wo der Fokus auf Planen, Bauen und Pflege von Freiräumen lag. Durch Zufall wurde während ihres Praktikums eine Stelle in einem kleinen Garten-und Landschaftsbaubetrieb vakant und so trat sie ihren ersten  Job als Ingenieurin an, in der hehren Hoffnung, alles zuvor Gelernte umsetzen zu können. „Ich wollte Kunden beraten, selbständig arbeiten, für Nachhaltigkeit sorgen und gestalten.“ Zwischenzeitlich machte sie noch ihre Ausbildungseignungsprüfung, da sie dort auch die Azubis betreute. Das Leben ist aber kein Ponyhof, die Meinungen gingen auseinander und daher trennte man sich Ende `99.

In dieser für sie sehr aktiven Zeit lernte sie 1998 auf der GaLaBau in Nürnberg ihren Mann Michael Wesser kennen. Dessen Vater führte seit 1957 in Wesel gemeinsam mit einem Partner einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb, der bereits eng mit namhaften Weseler Architekten kooperierte. 1999 haben die Söhne Rainer und  Michael die Nachfolge angetreten und der Seniorchef zog sich peu à peu aus dem Tagesgeschäft zurück. Wiebke Lahrmann: „Ich habe im Januar 2000 bei Wesser angefangen und zeitgleich einen 6-wöchigen Zertifikatslehrgang zur prakt. Betriebswirtin im Garten- und Landschaftsbau in Essen besucht. Damals wohnte ich noch in Moers und bin gependelt, es war eine anstrengende Zeit, früh raus und spät zu Hause. Seit 2006 bin ich dann in Wesel auch zu Hause.“

Im Betrieb war sie zuständig für die Kundenberatung, für den kaufmännischen Bereich, Personal, Verwaltung, Finanzen, Ausbildung und „Diverses“- also alles andere mit.  „Wesser ist ein Familienunternehmen durch und durch. Seit Urgedenken hat die Familie mittags gemeinsam gegessen. Als ich dort anfing, merkte ich, dass die wesentlichen Entscheidungen genau an diesem Mittagstisch getroffen wurden und ich später staunend und angelegentlich davon erfuhr. Obwohl mir alle – auch meine späteren Schwiegereltern sehr wohlgesonnen waren: Hier haben die „Wesser-Männer“ umdenken müssen!“

Wie sich überhaupt in den letzten Jahren einiges geändert hat.  Die älteren Gebäude sind um einen modernen Bürotrakt erweitert worden, der sich harmonisch in das Garten- und Gebäudeensemble einfügt. Hier sitzt jetzt das mittlerweile vierköpfige Büroteam, im Service- und Baustellenteam sind es noch einmal 20 Mitarbeiter, alle mit einem speziellen Expertenwissen. Der Betrieb bildet aus. „Ich sage den Auszubildenden immer wieder, sie sollen mal die Nase vor die Tür stecken, woanders hingehen, dann gerne wiederkommen, aber sie bleiben, sagt Wibke Lahrmann mit einem Schmunzeln, “ Wobei wir auch großen Wert darauf legen, dass sie regelmäßig etwas für ihre Weiterbildung tun.  Wir sind Gärtner und damit dem Grün verpflichtet. Unsere Beratung soll die Wünsche und Vorstellungen von unseren Kundinnen und Kunden aufnehmen und möglich machen, bei einer größtmöglichen Nachhaltigkeit und – Zeitlosigkeit, denn eine Gartenanlage soll ja über viele Jahre zu jeder Jahreszeit Schönheit behalten und damit ihre Werthaltigkeit steigern. Dazu brauchen wir gut ausgebildetes, motiviertes Personal.“

Sie selbst sieht ihren Arbeitsschwerpunkt zunehmend in Richtung Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, arbeitet selbst aktuell nur noch an einigen kleineren Gartenprojekten. Seit 2012 ist sie Prokuristin. Sie arbeitet viel an der Markenbildung, präsentiert das Unternehmen auf der  website  www.galabau-wesser.de,  bei vielen Fachveranstaltungen, sie ist aktiv im Arbeitskreis des Bezirksverbandes Niederrhein, ebenso  auf Landes- und Bundesebene des Berufsverbandes.  Schon 2005 war sie Gründungsmitglied der „GaLabauWomen“ , einem Netzwerk für mitarbeitende und selbständige Frauen im GaLaBau  (https://www.galabau-nrw.de/galabau-women_netzwerk-1.aspx ). Stichwort Frauen:  Wie ist es denn überhaupt mit Fachfrauen bei Wesser?   „Ja, das wundert mich auch immer wieder. Es bewerben sich einfach keine Frauen bei uns. Dabei können wir es uns sehr gut vorstellen, Frauen im Team zu haben.“

Wiebke Lahrmann zieht es auch privat nach draußen und in die Natur. Dann geht es  auf’s  Rad mit Mann und Hund Lotti. „Wir lieben Gartenreisen und gucken überhaupt gerne über den Gartenzaun in andere Gärten. Wenn ich es so überlege, sind wir eigentlich immer draußen, bei  Regen zu Fuß und sonst mit dem Rad.“

Was soll die Zukunft bringen? „Ich bin glücklich, so wie es ist. Meine Arbeit ist jeden Tag spannend, kreativ und der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden, das Arbeiten mit einem tollen Team ist das, was ich immer wollte. Jetzt bereiten wir alles für das 60jährige Jubiläum von Galabau Wesser vor.  Ein Teil dessen zu sein, macht mich stolz.“

Gabriele Coché-Schüer

Fotos:  Sigirid Th. Krischer
/1+/2  Angela Schwarz