Es freut die Umwelt – und natürlich auch die Verbraucher:innen
Nach dem Impuls von Sven Plöger hat sich so manch eine:r gefragt: Und was kann ich tun, damit auch mein Geschäft nachhaltiger wird?!
Wir sind heute zu Gast bei Antonia Cox, die gemeinsam mit ihrem Bruder Alexander und der älteren Schwester den elterlichen Betrieb, eine ländliche Gärtnerei mit Blumengroßhandelsbetrieb, übernehmen sollte. Antonia, drittes Kind ihrer Eltern, wuchs quasi in der Gärtnerei „so nebenbei“ auf. Ihre Kinderwiege war zeitweilig einfach mal die Schubkarre, in der die Kleine einfach mittendrin war. Das war natürlich nicht nur schön und so stand für Antonia schon früh fest, dass sie dem heimischen Landleben auf jeden Fall entfliehen möchte und nie wolle sie in ihrem Beruf mit Blumen zu tun haben. Und doch….kam es anders.
Tüftelte doch schon ihr Opa seit 30 Jahren daran, den Plastiktopf für die Anpflanzung zu ersetzen. Eine Vision, die irgendwann auch Alexander packte und seit 2015 beschäftigte. Er war inzwischen in Blumengroßhandel aktiv wollte unbedingt der Erste sein, der einen Pflanzentopf auf den Markt bringt, der sich in der Erde ganz natürlich zersetzt.
Die Geschwister im Doppelpack
Die ältere Schwester hatte mit der Zeit mit ihrem Mann den Gartenbaubetrieb der Eltern übernommen. Antonia studierte derweil noch Marketing und schnell merkten die Geschwister, wie sehr sich ihre Kräfte in einem gemeinsamen Unternehmen bündeln ließen und so gründeten Alexander und Antonia die POTTBURRI GmbH als Start Up, unabhängig vom Großhandelsunternehmen und dem Gartenbaubetrieb, um freier auf dem Markt agieren zu können. Schließlich hatten beide ihre EigenArt, die sich von denen der elterlichen Generation deutlich unterschied.
Welchen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit im Start Up der Beiden?
Allein in Europa fallen jährlich rd. 3 Milliarden Plastiktöpfe an, ein Berg, zu dem die Beiden einen Beitrag leisten wollten, diesen Müll zu vermeiden. Es hat Zeit gebraucht, in der getüftelt, versucht, verworfen und neu gedacht werden musste, bis schließlich ein Innovationspartner auf die Beiden aufmerksam wurde und mit der Idee an sie herantrat, seinen Compound aus Sonnenblumenschalen zur Entwicklung der vergänglichen Pflanztöpfe zu verwenden. Wie so oft im Leben, sind die Netzwerke es, die eine Unternehmung voranbringen. Es zeigte sich, dass dieser Naturrohstoff bestens geeignet war, nachhaltige Blumentöpfe zu entwickeln. Der Ideengeber hatte selbst lange daran getüftelt, doch es fehlte ihm genau an der Expertise, die Antonia und Alexander aus machte: Das Wissen aus dem Blumenanbau. Sonnenblumenkerne sind in der Lebensmittelproduktion ein Abfallprodukt und jährlich werden rund 6 Millionen Tonnen davon verbrannt oder anderweitig entsorgt. Jetzt entstand eine sinnvolle Nutzung!
Im Format des Start Up´s konnten die Geschwister Geschwindigkeit in der Entwicklung aufnehmen, denn sie hatten schlanke und agile Strukturen in der Zusammenarbeit. Sie zeigten die Bereitschaft zu außergewöhnlichen Marketingschritten, zu der Antonia konsequent den Kundenwunsch in den Mittelpunkt rückte. Die Marketingfachfrau wusste genau, ihr einziger Vorsprung ist MARKE, MARKE, MARKE, denn der Wettbewerb wird nicht lange auf sich warte lassen und so baute sie konsequent die Marke POTTBURRI aus. Trial and Error sind auch heute noch Faktoren, die sie weiterbringen und Innovationswille und -kraft, die sie vorantreiben.
2021 stellte sich dann die bange Frage: Kann POTTBURRI mit dem Pflanztopf auch die Jury in der Höhle der Löwen überzeugen?
Zur Produktion wurde Geld benötigt: 150.000 Euro waren erforderlich. Antonia, kühn und angstfrei, bewarb sich einfach mal so, ohne ihren Bruder zu informieren in der Sendung und dann kam es, wie es kommen musste. Unvorbereitet wurde Alexander vom Sender angerufen und reagierte spontan und zugewandt, so dass auch die 2. Castingrunde gewonnen war. Die Beiden inszenierten ihren Auftritt in der Höhle der Löwen. Dort stellten sie das neue Produkt vor: Nachhaltige Töpfe, die biologisch abbaubar aus Sonnenblumenschalen und Mineralien bestehen. Im Gegenzug boten sie der Jury 12,5 Prozent Beteiligung an. Dann galt es nach dem Notarvertrag 15 Monate zu schweigen, denn sonst wäre der Vertrag nichtig. „Das war schwer“, klagt Antonia. Im Endergebnis gab es kein Geld, aber neue Beziehungen und Netzwerke, die tragen. Nicht nur die Jury wurde überzeugt, auch das breite Publikum reagierte und bestellte…Das Konzept wurde ein Verkaufsschlager und für die kompostierbaren Blumentöpfe haben die Zwei bereits einen B2B und einen B2C-Markt aufgebaut, der sich kontinuierlich ausweitet.
Pottburri sagt dem Plastikmüll den Kampf an und hat heute schon mehr als 11.000.000 Plastiktöpfe eingespart
Die grüne Branche boomt und die Verbraucher:innen sind gerne bereit, den Aufpreis von ca. 50 Cent für einen Topf gegenüber dem Plastiktopf in die Hand zu nehmen und die Umwelt zu schonen. Die Geschwister sind zertifiziert und tüfteln an der Weiterentwicklung ihrer Erfindung hin zu einem Topf, der sich den Pflanzen entsprechend, zersetzt. Sie haben zahlreiche Auszeichnungen für ihre Innovationskraft geholt, so unter anderen auch den „Gründerpreis des Jahres 2021“, den Innovationspreis „Rheinland Genial“. Das macht nicht nur stolz, das spornt auch an.
Antonia macht alles „sichtbar“ und gestaltet mit ihrer eigenen Marketingagentur, der „POTTLIKE Media“ den Markenauftritt des Start Ups und lässt die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen, ob im Onlineportal oder über den direkten Verkauf. Kreativität ist ihr Ding. So findet sie immer wieder einen Aufhänger, ihr Gegenüber zu gewinnen, indem sie zeigt; ich habe Dein Anliegen verstanden und wir reagieren darauf. Fehlte mal das Budget für einen großen Messestand und es konnte nur 1 Quadratmeter Boden finanziert werden, wurde einfach „gehirnt“. Heraus kam eine überdimensionale gelbe Mülltonne, voll gestopft mit Plastikblumentöpfen. Es wurde zum besonderen High Light der Messe und siehe da: Zum Titelbild des Messemagazins für das Folgejahr. Gekonnt inszenieren die Beiden sich weiterhin.
Unternehmen mit Sinn
POTTBURRI ist Erfolgsgeschichte, die darauf einzahlt, die Welt in der wir leben, zu erhalten. So wundert es auch nicht, von POTTBURRI in bekannten Medien zu lesen. Aktuell berichtet die ZEIT über die nachhaltigen Töpfe vom Niederrhein und folgt damit namhaften Medien wie der Wirtschaftswoche und anderen.
10.000 € Spendengelder aus der FrauenFilmNacht finden ihren Platz und ihre Wirkungskraft
Hoch erfreut über die Sponsoren- und Spendenbereitschaft zu unserer diesjährigen FrauenFilmNacht im TichelParkKino in Kleve haben wir wiederum ein sagenhaften Spendenergebnis erzielt und heute geben wir es weiter, damit es Wirkungskraft entfalten kann:
5.000 € gehen an die Stiftung Aktion Pro Humanität e.V. für die BUAMTANDI-Frauen im Niger, die ihre Weberei damit weiter ausbauen möchten. Aus den Geldern des letzten Jahres hatten sie 10 Webstühle anschaffen können. Dr. Elke Kleuren-Schryvers und ihr Team sind überglücklich und dankbar für die Unterstützung, ist der Niger doch aktuell gerade wieder in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt und die Menschen leiden Hunger. Umso wichtiger ist es, unser langjähriges Engagement für landwirtschaftliche Projekte und den Aufbau der eigenen Weberei für die Frauen-Kooperative mit einem deutlichen Akzent weiter zu führen. Ein kleines Zeichen der Hoffnung, dass Selbsthilfe möglich ist, und dieses Zeichen macht Mut.
4.000 € gehen an Irma Jansen-Schouten und dem IOP Germany e.V. , die in Tansania eine Berufsschule für Jugendliche ausstatten möchten und
1.000 € erhält Hilfreich e.V. für unbürokratische Direkthilfe an Menschen in Notsituationen hier im Kreis Kleve. Markus Möllmann nimmt das Geld in Empfang.
Wir freuen uns, den Helferinnen und Helfern in diesen Vereinen in ihrem Engagement den Rückenwind geben zu können, den sie jetzt gerade brauchen.
Neu mit dabei im Netzwerk
All dies erlebten als neue Mitgliedsfrauen live mit: Pauline Schramm, Geschäftsführerin der Fluxana GmbH aus Bedburg-Hau, Nadja Brauer, Geschäftsführerin des BBZ – Berufsbildungszentrum Kreis Kleve – Theodor-Brauer-Haus, Irma Jansen-Schouten vom IOP Germany e.V. und Antonia Cox, die selbst erst im Herbst 2024 Mitgliedsfrau geworden ist.
Sie alle sind uns herzlich im Netzwerk willkommen!
Bei kleinen Köstlichkeiten von Malina haben wir uns noch einmal über das Gehörte, Gesehene und Gesagte ausgetauscht und freuen uns schon auf den nächsten Event im Netzwerk. Das Schwerpunktthema Nachhaltigkeit wird sich in diesem Jahr noch auf die eine oder andere Weise zeigen.
Freut Euch auf interessante Begegnungen.
Text: Barbara Baratie
Fotos: Jaqueline Wardeski