Der 31. März 2016 –  ein Klever Jour fixe des  Nehmens und Gebens

… und drei Unternehmerinnen bringen auf den Punkt, dass Kooperationen unglaublich spannend sein können!

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Das kann ja nur eine tolle Kombination werden, dachten sich an die 30 Mitgliedsfrauen, als sie sich diese Jour fixe-Einladung in ihre Terminkalender fest notierten.

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Eine Frau, die ein Maschinenbauunternehmen führt, eine Frau, die anderen Frauen exklusive Kleidung auf den Leib schneidert und eine Frau, die sich die Aufgabe gestellt hat, Menschen und ihre Lebensräume in Einklang zu bringen haben sich zusammengetan und einen Jour fixe als Minirallye durch Kleve organisiert.

Das Unternehmen Roterberg-Maschinenbau kann auf über 80 Jahre Erfahrung und Know-How im Werkzeug- und Maschinenbau verweisen. 1972 übernahm in zweiter Generation Sohn Henning Roterberg die Firma. 34 Jahre leitete er mit Erfolg das Familienunternehmen, bis er sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem operativen Geschäft zurückziehen musste. Jetzt leitet seine Frau Inge Roterberg das Unternehmen. „Natürlich kannte ich das Geschäft schon gut, ich war ja seit Anfang der 80iger immer mit im Unternehmen, aber ich komme eigentlich aus der Verwaltung, wahrscheinlich wäre ich schon deshalb nie auf die Idee gekommen, selbst als Unternehmerin aktiv zu werden. Aber es ging um das Familienunternehmen, um das, was bisher geschaffen wurde, um die langjährigen Mitarbeiter. Das kann man nicht so einfach aufgeben, also habe ich 2007 die Geschäfte übernommen“, erzählte Inge Roterberg auf ihrem Rundgang durch das Unternehmen,  „und ich kann sagen, bis jetzt hat es funktioniert, wir haben es geschafft,  durch schwierige Zeiten zu kommen, ohne jemanden entlassen zu müssen, heute geht es uns gut“  fügt sie hinzu.
Die Nachfolge ist geregelt. Mit Inge Roterberg ging ihr Sohn Stefan durch die Hallen und erklärte die hochkomplexen, computergesteuerten  Fräs- und Drehmaschinen. Unter großen, geschlossenen Hauben werden unter Einsatz von Wasser auf hunderstel  Millimeter genaue  Dehbankspitzen und -Rohrentgrater gefertigt. Es werden hier Präzisionswerkzeuge für Unternehmen in Kleve und Umgebung hergestellt, fast alle großen Autobauer in Deutschland zählen schon seit vielen Jahren zu den Kunden des mittelständischen Unternehmens. „Wir fahren einschichtig und bleiben auch dabei, wir sind Spezial- und Präzisionsmaschinenbauer und  sind bei den „Großen“ für unsere Qualität und Flexibilität bekannt und nicht für Masse. Wir können schnell reagieren, wenn wir einen Hilferuf  eines Unternehmens erhalten. Das macht uns stark“, so Sohn Stefan.

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Inge Roterberg kennt ihren „Laden“ bis ins kleinste Eckchen , sie weiß um die Qualitäten eines jeden einzelnen ihrer 16 Mitarbeiter. Roterberg bildet aus, seit kurzem auch eine junge Frau zur Mechatronikerin.

Wie sie mit ihren unvorstellbar hohen Absätzen traumhaft sicher durch die Gänge der Hallen vor uns herläuft, sich aus einem Regal eine fertige Drehspitze schnappt und uns erklärt, wofür dieses Teil ist und welche Qualität der dafür verwendete  Edelstahl haben muss und wo er gekauft wird,  dass sie selbstverständlich nach jeder Lieferung bei der Nachkalkulation prüft, ob sich der Auftrag  gelohnt hat und darauf verweist, dass sie u.a. für Ford, BMW und VW arbeiten, lässt nicht den Hauch eines Gedanken aufkommen, dass  sie sich ernsthaft aus dem Unternehmen herausziehen will.  „Doch, ich bin jetzt 65, habe schon viele Dinge vorbereitet und für die Nachfolge geregelt. Natürlich gehe ich noch nicht komplett, aber ich werde kürzer treten, Stück für Stück meine Arbeitszeiten zurückfahren. Es gibt dann doch noch so einiges, was ich jetzt noch gerne machen möchte und auf das ich freue:  Malen, Reisen z.B.“

 

Die Kreativ-Tankstelle von Hendrina Walraven war unsere 2. Etappe.  Es ist immer wieder faszinierend, welche Wege, Kurven und Abzweigungen die Karrieren von Frauen machen und wie sie auf unterschiedlichen Etappen immer auch sehr erfolgreich sind.  Als Prokuristin hat Hendrina Walraven gemeinsam mit ihrem Mann Roland viele Jahre die  Geschäfte der R.Walraven GmbH geführt. Die R. Walraven GmbH in Kleve ist seit 1995 überregional als freies und unabhängiges Sachverständigen-/Ingenieurbüro in der Begutachtung und im Schadensmanagement von Sach- und Haftpflichtschäden für führende Gesellschaften der Versicherungswirtschaft tätig.

Meistens macht  die Arbeit  für ‚bread and butter‘  Freude und ganz sicher hat Hendrina Walraven diese Arbeit über die Jahre mit sehr viel Engagement und Passion betrieben. Aber es gibt bei vielen Menschen eben doch immer noch eine Seite, die irgendwann immer lauter nach Erfüllung ruft.  Bei Hendrina war es  die Liebe zur Mode und  zum textilen Gestalten. Genäht hat sie immer und wie! Die Kleider, Mäntel und Jacken, die sie für sich und ihre Familie und Freundinnen genäht hat, haben immer wieder Begeisterung ausgelöst. Seit einigen Jahren hat sie sich ihren Traum vom eigenen kleinen, feinen Modeatelier erfüllt und jetzt das unternehmerinnen forum eingeladen in die „Kreativ-Tankstelle“. Es herrschte ein erwartungsvolles Gedränge, bis letztendlich alle von der Firma Roterberg auf der Tichelstraße im Atelier auf der Tiergartenstraße 11 angekommen waren und mit einem Glas in der Hand der Begrüßung und Einführung von Barbara Baratie und dann Hendrina Walraven zuhörten: „Mode heißt für mich schon immer, etwas Besonderes selber herzustellen, das einer besonderen Gelegenheit  und den persönlichen, individuellen Bedürfnissen perfekt angepasst ist.  Etwas, das denjenigen, für die ich es mache, ganz allein gehört,  was es so kein zweites Mal gibt und in dem sie sich für eine lange Zeit wohlfühlen. Es ist für mich jedes Mal ein kreativer Schaffensprozess, der mich zufrieden und glücklich macht.“
Betritt  man die Atelierräume, sieht man in unzähligen Details die Sorgfalt und Liebe, mit der sie eingerichtet wurden und die eine Atmosphäre schaffen, die Arbeiten und das „Kundin-sein“ zum Vergnügen machen. Drapierte Stoffe, Auftragsarbeiten gesteckt, Modelle auf Puppen- halbfertig oder fertig zum Abholen, hier ein Flush von Farben, da hingelegt ein feines „Stöffchen“.  Hendrina Walraven tat an dem Abend das einzig Richtige, was man bei einer Ansammlung von so vielen modebewussten und -begeisterten Frauen tun kann: Sie lud ein, sich umzusehen, anzufassen, Fragen zu stellen. Und ab da summte und brummte es wie im Bienenstock: Die Modelle und ihre Geschichten wurde besprochen, die Regale mit den ausgewählten Stoffen (alles gibt es nur einmal!), waren der absolute Attraktionspunkt: hier wurde gefühlt, begutachtet, angehalten und diskutiert,   welcher Stoff eher für ein Kleid oder vielleicht doch eher doch für eine Tunika geeignet wäre.

Hendrina W. weiß von jedem Stoff, woher sie ihn her hat. Sie kauft Stoffe z.B. in München, Venedig oder Lübeck, wo sie einen kleinen Laden mit ganz außergewöhnlich schönen Stoffen entdeckt hat. Nur ganz selten bestellt sie nach Mustern. „Man muss sehen können, dass Stoff und Modell zu Typ und Figur passen , das ist mein Credo, meine Kleidung soll der Person eine zweite Haut sein“ :  Hochzeitskleider, große (Abend-)Roben, Gehröcke, aber auch pfiffige Kofferkleider, alles ist möglich. Dafür plant sie Zeit ein, verspricht aber gleichzeitig,  dass einmal zugesagte Liefertermine eingehalten werden. „Und“, erklärt sie lächelnd, „meine Maßanfertigungen sind durchaus erschwinglich. “

Und auch bei der 3. Unternehmerin, Susanne Rexing, geht es um Individualität und das Passgenaue. Räume individuell für die Menschen zu gestalten, das ist das Thema der Diplom- Designerin und Innenarchitektin. Sie führt seit 1991 in der 4. Generation das Einrichtungshaus Rexing auf der Kavariner Straße 39. „Und schon immer waren die Dekorationen in den großen Rundbogenfenstern die Attraktion in Kleve. Hier gab es immer die neuesten Einrichtungstrends, die Möbelklassiker und die tollsten Lampen, „ erinnert sich auch Barbara Baratie, als sie sich für die Einladung bedankte, „wenn ich mit dem Rad in die Stadt fuhr, habe ich mir -wie übrigens viele andere- hier immer die Nase plattgedrückt.“

Susanne Rexing ist Einrichterin aus Leidenschaft. Und ihr Talent hierfür hat sich früh gezeigt. „Ich hatte immer ein gutes Gespür für Farben, für Formen und vor allem für Räume. Meistens sehe ich einen Raum und weiß sofort, wie er aussehen kann. Und meine Stärke ist es, geliebte alte Möbelstücke in ein neues Konzept mit ein zu beziehen. „Es muss ja nicht zwingend alles neu sein. Manchmal reicht es schon, vorhandene Möbel umzustellen und die Einrichtung vielleicht nur um das eine oder andere neue Stück zu ergänzen. Hierzu muss man in intensiven Gesprächen heraushören, was die Kundinnen und Kunden sich für ihr Zuhause wünschen. Für mich geht es immer wieder darum, Menschen und ihre Lebensräume in Einklang zu bringen.“

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Wer durch das Haus geht, kommt immer wieder in ganz neue Wohnwelten, Stockwerk für Stockwerk findet man neben trendigen Wohnaccessoires und Schmuck ausgefallene Einzelstücke und Einrichtungsbeispiele. Und schöne Bilder!  Seit vielen Jahren fördert Susanne Rexing regionale Künstlerinnen und Künstler mit Vernissagen in ihrem  Haus.

„Und achten Sie auf die Beleuchtungen. Licht- richtig platziert- lässt Räume erst wirken“, gibt sie uns mit auf den Weg durch ihr Reich. Es gab Frauen, die sind gleich mehrmals  hintereinander durch alle Stockwerke des verwinkelten Gründerstilhauses gegangen (zu ihnen zählte auch die Autorin).

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An diesem Abend konnte das unternehmerinnen forum niederrhein im Übrigen eine erste Spendenübergabe  aus dem Erlös der FrauenFilmNacht 2016 vornehmen.  Maria Schneider-Bleß vom Verein „Beth HaMifgash“ nahm von Barbara Baratie einen Scheck von 1.286,50 Euro entgegen. Das Geld soll für das Café für Flüchtlingsfrauen eingesetzt werden, die sich hier treffen, Kontakte knüpfen und vertiefen und Unterstützung in allen Lebenslagen bekommen. Ein absolutes Highlight war hierzu die Spende von unserer „frischgebackenen“ Mitgliedsfrau Ute Cosmell von ‚cake and more‘. Sie übergab unter vielen ‚Aaahs‘ und ‚Ooohs‘ eine Traumtorte in Herzform für das Frauencafé. Die Übergabe weiterer Gelder aus der Frauenfilmnacht erleben wir am 22.4. in Geldern, wenn die Aktiven der „Aktion pro Humanität“ von ihrer derzeitigen Hilfsreise nach Afrika zurückgekehrt sind. Lassen Sie sich überraschen, was wir da gemeinsam zusammen getragen haben!

Gabriele Coché-Schüer