Beim Durchstöbern meiner teilweise schon angegrauten Paris-Führer und Bücher (in freudiger Erwartung der ufn- Paris-Reise im Herbst 2017) habe ich dieses Buch wieder entdeckt, wieder gelesen und ich war wieder fasziniert.

‚Paris war eine Frau‘ von der Film- und Kunsthistorikerin Andrea Weiss, hatte in den 90iger Jahren geradezu Kultstatus für alle diejenigen, die sich für aussergewöhnliche, aufregende Frauenbiografien und ja eben – Paris begeisterten.

Die französische Hauptstadt hatte in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis in die Vorkriegsjahre  für zahlreiche schreibende und kreative Frauen und Männer aus der französichen Provinz, aber auch aus den USA und England magische Anziehungskraft. Schriftstellerinnen, Fotografinnen, Journalistinnen oder  Designerinnen waren fasziniert vom Charme, der libertinären Atmosphäre und der Internationalität der französischen Metropole. Nicht selten mit genügend Geld aus dem wohlhabendem Elternhaus ausgestattet, verwirklichten vor allem die jungen Frauen in Paris ihre Vorstellungen von einem freien, modernen Leben, das sie so in ihrer Heimat nie hätten ausleben können.

Dabei, so die Autorin, war Paris zu der Zeit Frauen gegenüber „keineswegs liberaler als in England oder Amerika, aber Ausländer wurden hier einfach in Ruhe gelassen.“

Gertrude Stein, Djuna Barnes, die Fotografin Berenice Abbot sind nur drei der berühmten Frauen von der „Left Bank“, wie die englischsprachigen Frauen das linke Seineufer nannten. Berühmte Ausländer wie Hemingway, James Joyce oder Ezra Pounds tummelten sich übrigens zur gleichen Zeit in Paris, von ihnen las und hörte man aber eher die Geschichten eines ausschweifenden und ruinösen Lebens. Man kannte sich untereinander und man arbeitete sogar zusammen, was aber nichts daran änderte, dass die Frauen für sich in einem hoch intellektuellen und kulturschaffenden Netzwerk Werke schufen, die bis heute ihre Spannung und Aktualität nicht verloren haben.

Ein reich illustriertes und höchst lebendiges Gruppenporträt der Künstlerinnen in Paris, die als Frauen von der Left Bank in die Geschichte eingegangen sind. Neben spannenden Frauen-, Liebes- und Leidensgeschichten erfährt man – quasi en passant- viel über die Atmosphäre des Paris der 20iger Jahre. Eine gute Einstimmung für eine Reise in das heutige Paris.

Gabriele Coché-Schüer

 

als Taschenbuch
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 2 (2. Mai 2006)
ISBN-13: 978-3499242243
Euro 14,99
240 Seiten
Originaltitel: Paris was a Woman
Jubiläumsausgabe 2015
Verlag: Ebersbach & Simon
Artikelnummer:
9783869151151
Euro 24,95 [D]
Gebunden
Erscheinungstermin: 15. August 2015
240 Seiten