Paris – toujours une bonne idée!

Das haben sich in diesem Jahr 20 Mitgliedsfrauen des unternehmerinnen forum auch gedacht, als sie sich für die Reise in die französische Hauptstadt angemeldet haben.  Nach Berlin, London, Italien mit  der Toscana und den Marken, Frankfurt und Wiesbaden – nun Paris!

Mit dem ‚Thalys‘ von Duisburg bis zum Gare du Nord ist es mittlerweile ein reines Vergnügen – in etwas über 4 Stunden waren wir mittendrin in dieser pulsierenden und wieder und  wieder faszinierenden Metropole. Unterwegs wurden wir mit herzhaftem, handgefertigtem Mini-Fingerfood von Malina Zimmnau verwöhnt, die mit ihrem ‚Malina´s Buffet‘ jüngste Mitgliedsfrau in unseren Reihen ist. Sie war extra um 2.00 Uhr nachts aufgestanden, um ihre Köstlichkeiten auch wirklich frisch servieren zu können.

Susanne Rexing, Nina Kiesow sind nicht nur geschäftlich regelmäßig in Paris, sie kennen sich dort auch ziemlich gut aus, genauso wie Anne-Marie Vermaat, die immer wieder mal für ein paar Tage von den Haag aus dort hinfährt. Sie hatten das Programm der diesjährigen Wirtschaftsreise mit viel Sorgfalt zusammengestellt  und sie waren während der vier Tage quasi unsere ständigen Reiseführerinnen. Für die viele Vorbereitungsarbeit und alle Aktivitäten vor Ort sagen wir Euch an dieser Stelle noch einmal von ganzem Herzen merci beaucoup!

Erster ‚Topact‘: direkt dem Bahnhof gegenüber liegt das Restaurant  „Terminus“. In dem ewigen Ankommen und Abfahren von Taxen, Reisebussen,  Lieferwagen, Baustellengetöse  fällt das im Jugendstil  erbaute Restaurant erst auf den zweiten Blick auf. Überquert man die Straße, sieht man jedoch schnell im Fenster die wunderschön dekorierten frischen Austern, Fische  und Meeresfrüchte. Der erste Gedanke:  Wahrscheinlich typisch Pariser Touristenfalle: teuer und eher mässig.

Wir wurden eines Besseren belehrt. Es war, immer ein gutes Zeichen, viel Französisch an den Tischen zu hören.  Obwohl insgesamt sehr groß, verströmt das Restaurant einen ganz eigenen Charme, das Interieur ist nahezu komplett im ursprünglichen Stil erhalten. Der für uns reservierte Tisch war schön eingedeckt und das Personal aufmerksam, trotzdem zurückhaltend und das Essen war ausgesprochen gut. Wobei nebenbei bemerkt: In den kommenden Tagen hat der geballte Auftritt von 20 selbstbewussten Frauen noch so manchen Serveur oder manche Serveuse  ermattet zurückgelassen.

Unser Hotel war ganz in der Nähe der Place de la Bastille, mitten im Marais, also nicht nur mitten in der Ausgeh- und Shoppingszene, sondern auch sehr zentral für Spaziergänge oder Metrofahrten. So konnten wir z.B. problemlos am Ankunftstag spätnachmitags von dort aus einen wunderschönen Seine-Spaziergang unternehmen, zur Kathedrale Notre Dame schlendern, überwechseln auf die Île de St. Louis, um dort in einem kleinen, sehr netten Bistro gemeinsam zu Abend essen. Den Abschluss bildete ein Gang zum Louvre-Innenhof mit seiner illuminierten Pyramide.

Der nächste Tag begann grau in grau mit wenig Hoffnung auf schöneres Wetter. Auf dem Plan stand ursprünglich an diesem Vormittag ein Vortrag in der Louis Vuitton-Stiftung, der dann wegen Umbauten und Umzug dort jedoch nicht stattfinden konnte. Alternativ hierzu war geplant, hierfür die gerade laufende Dior-Ausstellung im Musée des Arts décoratifs zu nutzen.  Die Idee, die Dior-Ausstellung am Sonntag zu besuchen, hatten leider gefühlte 10.000 andere Menschen auch. Die gerade laufende Pariser Fashion Week hat ihr Übriges dazugetan. Und wir wissen jetzt, dass nicht nur die Londoner beim Schlangestehen ein enormes Stehvermögen haben. Nachdem wir erfuhren, dass wir auf unserer Position noch mind. 3 Stunden hätten anstehen müssen, wurde das Vorhaben einstimmig aufgegeben.

Musée Quai d’Orsay, Musée l’Orangerie oder Grand Palais als nahe Ausweichziele? Na klar, wer sich für Kultur und Bau interessiert, weiß eh nicht, wo anfangen in dieser Stadt. Hier ist Susanne Rexing in ihrem Element. Die Innenarchitektin mit ausgeprägter Neigung zu Städtearchitektur und Kultur zog gleich mehrere spannende Touren aus dem Ärmel: Da galt es nur loslaufen und entdecken.  In „kleiner Formation“  streiften wir also am linken und rechten Seineufer durch  Ausstellungen, Parkanlagen und (Luxus-)kaufhäuser. Auf dem Weg zum Grand Palais gab es dann kurzerhand (bei Nieselregen) von Susanne Rexing den geplanten Vortrag ‚zum Projekt soziale Kunst – CSR – Engagement der Firma Louis Vuitton‚.  Wehe Füsse? Kein Pardon! Für diejenigen, die temporär Schwäche zeigten, gab es jedoch immer wieder Gelegenheit für einen Kaffee, Tee oder ein Glas Wein in einem der unzähligen Strassencafés.

Einer der schönsten Plätze in Paris ist die Place des Vosges im Marais. Den hatte sich Anne-Marie Vermaat für unser gemeinsames Abendessen ausgesucht.  Es ist einer ihrer Lieblingsplätze. Wir konnten unter den Arkaden (unter warmen Heizstrahlern) bis zum späten Abend sitzen und nutzten die Gelegenheit für einen intensiven Austausch, zu dem sonst die Zeit an unseren regelmäßigen Treffen nie reicht.

Montag hatten wir erneut volles Programm. Nina Kiesow hatte ihre Verbindungen zum (Edel)-Taschenproduzenten Longchamps genutzt und uns für eine Führung durch den neu-designten Shop an der Rue St. Honoré organisiert. Schon im Vorfeld, in der Hotellobby, führte sie uns in die langjährige Firmengeschichte ein, die zeigt, wie französische Unternehmen mit ihrer Tradition und viel Qualitätsbewusstsein sehr wohl in der schnelllebigen Mode- und Designwelt konkurrenzfähig bleiben können. Das Familienunternehmen Longschamps hat über Jahrzehnte viel für die Markenbildung getan und selbst wenn es heute auch Produktionsstätten in China gibt, bleibt es in der globalen Wahrnehmung ein französisches Unternehmen. Direkt gegenüber “der“  Shop für den Herrn. Alles zugegebenermaßen nicht wirklich preiswert – aber auf einigen Taschen, Schuhen oder Anhängern stand doch zu deutlich „Kauf mich“, wie wir dann beim Rausgehen an den (chicen) Einkaufstüten erkennen konnten.

Der Hype der Pariser Fashion-Week war rund um die Place Vendôme und der rue St. Honoré überall zu spüren. Die Welt der Schönen und Reichen trifft sich hier zu den Schauen und Fotosessions. Sehen und gesehen werden! Frierende, hauchdünne Models mit den unglaublichsten Highheels tippelten vor uns her, aber auch sehr avantgardistisch  gekleidete junge Männer. Es gab viel zu sehen, als Nina uns zum angesagten  „Colette-Concept-Store“ durchlotste. Drangvolle Enge schon dem Eingang, Securitymenschen  versuchten, möglichst unauffällig ihren Dienst zu tun. Die Menge schob sich durch die 3 Etagen (wir natürlich mit). Wir versuchten ernsthaft, herauszufinden, was es möglich macht, dass so ein concept-store (den übrigens auch Karl Lagerfeld liebt „und dort immer etwas findet“) so brummt. Wer ist bereit, für ein Kinderjäckchen 540 Euro auf den Tisch zu legen oder für eine Handtasche, die ein Lederdackel mit Reißverschluss ist und lockere 2000 Euro kostet? Wir waren uns alle einig, dass das Marketingkonzept  zwar genial ist, aber nur in einer Stadt wie Paris funktionieren kann. Wobei: allein das Leutegucken lohnt und nicht nur Sibylle hat hier eine tolle (und bezahlbare) Lesebrille erstanden.

Der Nachmittag konnte wieder unterschiedlich genutzt werden. Es gab für einige noch Geschäftsverabredungen zu erledigen, eine weitere Gruppe ist mit Anne-Marie Vermaat am Canal St. Martin entlanggegangen, ein Stück echtes Paris, das so ganz anders ist als die aufgeregte Glanz- und Glamourmeile vom Vormittag. Anne-Marie Vermaat referierte quasi ‚en passant‘ über ihr Thema ‚Umgang mit starken Emotionen im Geschäftsleben‘. Andere waren in Richtung Montmartre unterwegs. Hendrina Walraven konnte hier ganz ausgefallene Designerstoffe erstehen und wird uns sicherlich schon bald vorführen, was sich aus Stoffen zaubern lässt.

Der Abend war spannend. Susanne Rexing hatte im „Bouillon Chartier“, einem  im Art-Déco-Stil erbauten Restaurant am Montmartre für uns Tische reservieren lassen.  Ein Tipp von Brigitte Grön. Die Innenausstattung ist seit der Eröffnung  1896 nahezu unverändert. Das Lokal sieht tatsächlich aus wie eine Bahnhofshalle, schon um 19.00h große Betriebsamkeit, eine Mischung aus Französisch, Chinesisch und Japanisch, Spanisch, Deutsch, um nur die Sprachen zu nennen, die zu identifizieren waren. Und dann die Kellner, die konsequent  französisch sprachen. Herrlich! Allein die 20-fache Bestellung von uns wäre einer Loriotnummer würdig gewesen. Als alle bestellt hatten (natürlich jede etwas anderes), war dem Kellner offensichtlich warm geworden. Die Schweißperlen hat er diskret von der Stirn gewischt. Aber am Ende hat ihn das großzügige Trinkgeld ganz offensichtlich sehr entspannt.

Am Dienstag, unserem Abreisetag, schien die Sonne. Genau richtig für unsere geplante Seine-Bootsfahrt. Natürlich ab Eiffelturm, den wir dann doch noch ganz aus der Nähe betrachten konnten. Eine ganz andere Perspektive  vom Fluss aus. Vorbei an den großen Museen, Louvre, Stadtpalästen, Notre Dame und Concièrgerie. Susanne Rexing hat sich auch wieder als Expertin erwiesen und Spannendes und Wissenswertes zu den vorbei ziehenden Prachtbauten erzählen können.

Danach ging es schon wieder in Richtung Hotel, Koffer (und die vielen kleinen und großen Einkaufstüten) holen und zum Gare du Nord, nicht ohne noch einmal im „Terminus“ einzukehren. „Des Huitres“ als Abschiedsessen – stilvoll, oder?

Gabriele Coché-Schüer