Von Kennenlernen zur Problemerkennung

Dr. Günther Bergmann hat sich auf den Weg gemacht, mehr über die Unternehmerinnen und Managerinnen des unternehmerinnen forum niederrhein zu erfahren. „Ich möchte Euch gerne kennenlernen, erfahren, in welchem Business die Mitgliedsfrauen arbeiten, was genau sie tun und mit welchen Problemen sie aktuell zu kämpfen haben“, so die Anfrage von Dr. Günther Bergmann. Seine Anfrage haben wir ins Netzwerk gegeben und so haben sich Einige von uns am Montag, 13.3.23 mit ihm zum Gespräch getroffen.

Karsta Dietert öffnete dazu die Pforten des NEW WORK Centers von  KPP in Kleve – genau der richtige Ort, um Gedanken auszutauschen und zu brainstormen.

 

Mit dabei Karsta Dietert, Barbara Baratie, Gabriele Brimmers, Jessica Saum,  Esther Beckmann sowie Ilka Müller-Weber und  Gabriele Wenning, die zum Fototermin bereits auf dem Weg nach Hause waren.  Wir erlebten einen bestens informierten und interessierten Landtagsabgeordneten, der sich in die Themen hineindenken und auch optionale Lösungen andenken konnte.

Karsta Dietert berichtete für die KPP (Steuer- und Rechtsanwaltskanzlei) von dem massiven Arbeitsaufkommen in der Kanzlei bedingt u.a. durch die Corona-Fördergeldanträge und der Anträge auf Kurzarbeitergeld der letzten Jahre und die nun dazu auflaufenden Prüfungen. Der erhebliche bürokratische Aufwand erschwert die Dienstleistungen und macht es den Mandant:innen sehr schwer, die Auflagen zu erfüllen und die Anforderungen auch wirklich zu verstehen. Hier sieht sie einen besonderen Handlungsbedarf ganz im Sinne von „Bürokratie – Erleichterung“. Ein zweiter Punkt ist das Handling deutsch-niederländischer Steuerzahlungen und Sozialversicherungen für Grenzgänger, dass in der Coronazeit zu guten Sondervereinbarungen geführt hatte, die zu erweitern auf die heutige Homeofficezeit sinnvoll wäre. Statt dessen erleben wir, dass Arbeitsverhältnisse beendet oder erst gar nicht abgeschlossen werden, auch weil das aktuelle Steuer- und Sozialversicherungssystem für die moderne Arbeitswelt den Unternehmen zu komplex wird.

Esther Beckmann berichtete aus der Apotheke am Stadtgarten in Rees von den Problemen, die die Lieferengpässe in der  Medikamentenversorgung für die Mitarbeitenden, aber auch für die Patient:innen bedeuten. Ein erheblicher Mehraufwand muss betrieben werden, notwendige Medikamente zu erhalten. Die Versorgung ist aktuell nicht mehr gesichert. Zugleich fordern Krankenkassen Rabatte ein, die gesetzlich verordnet prozentual von den Apotheken eingehalten werden müssen. Das Berufsbild verzerrt sich gerade so sehr, dass eine erste Mitarbeiterin den Arbeitsplatz wechselt, hin zu einer kommunalen Verwaltung, um dem alltäglichem Kampf um die Beschaffung von Medikamenten nicht mehr führen zu müssen.  Das Apothekensterben führt darüber hinaus dazu, dass Apotheker:innen weitere Einzugsbereiche mitversorgen müssen und auch ihre Bereitschaftsdienste ausweiten müssen. Sie bot Dr. Bergmann ein Kurzeit-Praktikum in der Apotheke an und hat ihm auch einen Kittel mitgebracht, auf dem alltägliche Probleme im Berufsalltag grafisch dargestellt worden sind.

Ilka Müller-Weber, PILGRIM Personal GmbH, ist seit langen Jahren in der Personaldienstleistung aktiv und auch in der Gesundheitsbranche. Sie wünscht sich eine Diskussion zum Thema „Zeitarbeit in der Pflege“ unter Beteiligung der Dienstleister und eine klare Abgrenzung der „schwarzen Schafe“, denn, so ist sie überzeugt, ihre Dienstleistung ist notwendig und sie schenkt dem Pflegepersonal eine besondere Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die sie in der „normalen“ Anstellung schon lange nicht mehr erfahren. So kann sie die Arbeitsverhältnisse individueller gestalten und auf die Lebenssituation zuschneiden. Sie sieht sich als Dienstleister auf Augenhöhe zu ihren Kunden, die in der Regel schon langzeitig mit ihr zusammen arbeiten.

Gabriele Wenning von wenning works ist Dienstleisterin in Sachen Controlling. Immer wieder geht sie als Interims Managerin in Unternehmen oder sie bietet als externe Consultingleistungen zum besseren Blick auf die Zahlen an, um wohl überlegt handeln zu können Auch sie wünscht sich weniger Bürokratie.

Jessica Saum bietet mit CommuniBIT Web-Serviceleistungen und fragt sich, warum die gesetzlichen Bestimmungen für das Internet so komplex, unübersichtlich und kompliziert zu finden sind. Weder Kammern, IHK oder andere Institutionen können (oder wollen) eine zentrale Anlaufstelle für kleine Unternehmen bieten, wo sie alle Informationen gebündelt finden können. Als Vorbild nennt sie das Unternehmensservice Portal in Österreich. „Muss denn jedes kleine Unternehmen Steuerberatung und Rechtsanwaltsleistungen abrufen, nur um beispielsweise einen kleinen Onlineshop zu betreiben?“ fragt sie in die Runde. Es ist für Unternehmen extrem schwer, Rechtssicherheit herzustellen und das verunsichert gerade kleine Unternehmen enorm und ist ein weiteres Hemmnis bei der Digitalisierung. Außerdem gibt sie zu bedenken, dass gute IT-Zukunft schon in den Schulen beginnt und auch hier sieht sie dringenden Handlungsbedarf.

Gabriele Brimmers führt mit Mann und Schwager das Speditionsunternehmen Jakob Raeth GmbH & Co.KG in Straelen und Heilbronn. Das Familienunternehmen hat sich auf Pflanzen- und Lebensmitteltransporte spezialisiert. Ihre Aufgabe ist neben Buchhaltung und Controlling auch die Betreuung der Auszubildenden im Unternehmen. Sie berichtete von langen Wartezeiten – schnell 3 Monate – bei der Beantragung der Zulassung zur Führerscheinprüfung für den LKW durch die Straßenverkehrsbehörden, die in dem einen Kreis so sind, während sich das Problem in anderen Kreis-Behörden gar nicht zeigt. „Das nagt an der Motivation der jungen Menschen und erschwert unnötig die Suche nach Fachkräften in der Branche“, so Brimmers.

Marjolein van der Mey hat das Gespräch mit ihren Bildern festgehalten. Auch sie legt die Kamera beiseite, als sie sieht, wie sehr Dr. Bergmann sich für die Themen der Unternehmerinnen interessiert und berichtet von ihren persönlichen Erfahrungen in der Gesundheitsversorgung in Deutschland und den Niederlanden. Auch hier gibt es viel zu tun.

Die Unternehmensentwickler, so Barbara Baratie, begleiten die Unternehmen auf dem Weg der Veränderung. Und Veränderung verstetigt sich – sie bleibt und das beschäftigt die Unternehmen.  Sie verbindet neue Methodeneinführung  in der Mitarbeiter-orientierten Beratung durch Öffnung von Kommunikationskanälen im Unternehmen und nimmt so die Mitarbeitenden mit auf den Weg durch die Veränderung. Sie beschäftigt sich mit den Mitarbeitenden mit den Werten, die gelebt werden wollen und mit dem Sinn der Arbeit, sie befähigt die Führungskräfte, sich mit  „Führung durch Empowerment“ auseinander zu setzen und Neues auch für sich zu entdecken und in den Führungsalltag zu integrieren. Denn: Unternehmenserfolg und eine gute Unternehmenskultur sind eng miteinander verwoben.

Dr. Günther Bergmann ging auf die genannten Problematiken interessiert, informiert und dezidiert ein. Er stellte politische und gesellschaftliche Zusammenhänge dar und betonte, dass er sich auch für die Unternehmerinnen und Managerinnen am Niederrhein einsetzen werde.

Wir haben einen interessanten gesellschaftspolitischen Nachmittag erlebt, voneinander erfahren und noch einmal die Bestätigung erhalten, wie wichtig Netzwerken ist. Zur rechten Zeit zu wissen, wer es weiß und Zugang zu diesem Wissen zu erhalten, das erleben wir im unternehmerinnen forum niederrhein.

 

Bericht: Barbara Baratie

Fotos: Maro-Fotodesign