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Prinzipiell geht die Mitgliedsfrau ja schon gut vorinformiert zu einem lange vorher angekündigten Jour fixe. Man weiß um die Unternehmerin, deren Geschäftsfeld, den Unternehmensort – kurz und gut, man hat eine gewisse Erwartungshaltung.

Die hatte ich also dieses Mal auch:  Irrland – ein Riesen-Maisfeldlabyrinth, Kinder mit ihren Eltern, Großeltern, pädagogisches Personal mit Busladungen von Kindergartenkindern und Schulklassen mit schubsenden und aufgeregten 10jährigen. Bestimmt ganz nett und kinderfreundlich, dachte ich noch so bei mir, als ich mit Freundin und deren beiden Kinder (4 und 6 Jahre)  in Richtung Twisteden fuhr.

Fotos aus dem Irrland

Das erste Mal verschlug es mir die Sprache, als ich auf das Irrland-Gelände zu fuhr. Alte Flugzeuge mit eingebauten gigantischen Rutschen, Riesenzelte und -Hüpfburgen, eine  Anordnung von unterschiedlich großen Gebäuden, eingebettet in eine Gartenlandschaft  waren schon von weitem zu erkennen. Dann nahm uns  wie durch Zauberhand ein ausgeklügeltes Verkehrsleitsystem auf und wir befanden uns auf einem der Parkplätze. Doch etwas Größeres,  waren noch meine Gedanken, aber ob das tatsächlich stimmte mit den ca. 1.000 000 Gästen pro Jahr, wie uns Josie Winkels, Inhaberin des „Irrland“,  eher nebenbei erzählt hatte?

An dieser Stelle darf ich mich outen: Ich gehöre eigentlich nicht zu den begeisterten Erlebnispark-Besucherinnen, liebe es nicht, an Sonn- und Feiertagen mit gefühlten Zehntausenden in diesen Parks unterwegs zu sein und bin zu diesem Jour fixe gegangen, weil ich auf unseren Foren Josie Winkels als eine sehr sympathische,  engagierte und vor Energie sprühende Frau kennen gelernt habe und etwas über das Werden ihrer  ‚Bauernhof-Erlebnisoase‘ hören wollte.

Es war die beste Idee überhaupt, nach Twisteden zu fahren:  Nicht nur, dass die Größe des Erlebnisparks mit über 300.000 m² – das sind von der Fläche an die 30 Fußballfelder- mehr als überwältigend ist, es ist die durch und durch kind- und familienfreundliche Gesamtkonzeption, die einen staunend durch diese angelegte Landschaft gehen lässt.

Das Spiel-, Tobe-, Wasser – und Kletterangebot, das wir nur auf dem direkten Weg zu unserem Treffpunkt Richtung Irrland-Nord rechts und links  sahen, hat alles, was Kinderherzen höher schlagen lässt: von der Bobbycar-Piste bis zum Wasserspielplatz, von der Maxi-Lego-Spielhalle für die Minis bis zum Wasserlabyrinth.

„Wir sind jetzt im 18. Jahr und angefangen haben wir auf unserem Hof tatsächlich mit einem Maisfeld-Labyrinth. Sehr zur Belustigung unserer Nachbarschaft im Dorf übrigens. Doch nur durch den Mais zu irren, das war uns schnell langweilig,“ erzählt Josie Winkels auf unserem Rundgang. „Es musste mehr Abwechslung, Spiel und Spaß her und da ist mein Mann schon immer der Richtige gewesen.  Es sind ja oft  ganz einfache Dinge, mit denen Kinder sich beschäftigen und an denen sie Spaß haben. Und wir wollten unbedingt, dass die Kinder hier auch Natur und das Leben auf dem Bauernhof riechen, fühlen, anfassen können. Sie sollten mal eine Ziege angefasst haben, sehen, wie kleine Ferkel mit ihrer dicken Mutter leben, Kaninchen und Pferde live gesehen haben, selbst mal eine Kuh melken. So ist Stück für Stück an Erlebniswelt dazugekommen. Und irgendwann mussten wir im Familienrat entscheiden: Erlebnisoase oder Landwirtschaft. Investieren oder auf dem bisherigen Niveau weitermachen? Sie sehen ja, was daraus geworden ist.“

Einen großen Sprung nach vorne machte das Unternehmen im Jahr 2010, als der benachbarte Blumen- und Vogelparks Plantaria übernommen wurde. Mit einem Schlag wurde die Fläche des Irrlandes fast verdoppelt.

Bei allem, was Josie Winkels über die Entwicklung dieses Unternehmens erzählt, spürt man,  mit wie viel Passion und Herzblut hier gearbeitet wird. „Das muss man auch, sonst funktioniert so ein Unternehmen nicht. Es ist ja nicht nur eine Menge Arbeit, mein Mann und ich betrachten es ja auch als Geschenk, dass wir so arbeiten und leben können. Wir haben mittlerweile  in den Hauptsaisonzeiten mehr als 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sehr viele Polen unter ihnen, die schon lange Jahre bei uns arbeiten und hier mit uns  leben. Wir haben eine Köchin, die für uns alle kocht, wir essen in 3 Schichten, aber das ist genau die Gemeinschaft, die wir leben wollen.  Wir haben aber auch Studierende, die vielleicht nur einen Sommer bei uns arbeiten, Frauen und Männer aus der Nachbarschaft. Ich bemühe mich, alle spüren zu lassen, dass ich sie sehr wertschätze. Ich versuche, bei  jeder  Gehaltsabrechnung daran zu denken, schnell noch ein nettes und lobendes Wort dazuzuschreiben.“

regenbogen

Je größer der Betrieb wurde, desto mehr  Verwaltungs-, Prüf- und Genehmigungsvorgaben waren zu beachten. Die Sicherheitsbestimmungen sind hoch, die Prüf- und Nachweisvorgaben gewaltig.

„Das ist aber in Ordnung. Wir tun ja von uns aus schon alles  für die Sicherheit unserer Gäste und es gibt – glaube ich, nichts, was hier nicht ge- und versichert ist. Wir sind mittlerweile alle auf dem Gelände ständig über Funk zu erreichen. Unsere Teams müssen regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse absolvieren, sie lernen alle Niederländisch, damit sie sofort auf Notfälle reagieren können und verloren gegangene Kinder von niederländischen Familien beruhigen und betreuen können. Unsere Standards sind hoch. Wir sind mittlerweile ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler in Kevelaer-Twisteden. Ich denke schon mal hin und wieder,  dass sich das viele Menschen hier im Umland gar nicht so klar machen. Und ehrlich gesagt, in manchen Fällen würden wir uns schon mehr Unterstützung und mehr Rückenwind durch die Behörden wünschen. Wir haben uns in den letzten Jahren immer wieder auch mit absurden Beschwerden und Anzeigen auseinandersetzen müssen, die im Grunde mit gutem Willen einfach zu regeln wären. Wir haben gelernt, dass das so ist und dass sich das wahrscheinlich auch nie ändern wird.“

Wer so einen Erlebnispark führt, muss sich ständig erneuern, ständig mit  neuen kleinen und großen Sensationen aufwarten. Nur das garantiert regelmäßige Auslastung. Die Niederlande sind nur 3 km von Twisteden entfernt – sehr viele Gäste kommen aus den Niederlanden. Wäre denn da nicht auch ein angeschlossener Campingplatz eine Idee? „Alles schon überlegt“, lacht Josie Winkels, aber erstens haben wir direkt in der Nachbarschaft ein Campingangebot und zweitens soll sich darum die nächste Generation kümmern.“

Wobei wir bei den vier Kindern der Josie Winkels sind. Denn die spielten auch immer eine gewichtige Rolle. Sie sind praktisch in der Familie und gleichzeitig mit dem Unternehmen groß geworden. Viele Neuanlagen und Ideen sind von der ganzen Familie entwickelt worden. Und manches musste auch zurückstehen, je größer der Betrieb wurde „Meine Tochter und ich waren früher passionierte Reiterinnen – aber Pferde hat man nicht, um nur alle 4 Wochen mal einen anständigen Ausritt zu machen. Und ohne Turniere macht es auch keinen Spaß. Gucken Sie mal rüber, in der früheren Reithalle können die Kinder jetzt mit tausenden von Maxi-Bausteinen spielen, “ schmunzelt Josie Winkels.

Zurück zur nächsten Generation, denn die steht bereits in den Startlöchern. Und es verwundert nicht, dass sich auch hier alles gut entwickelt:  Zwei Kinder werden demnächst ins Geschäft einsteigen und die Dinge weiter vorantreiben.

Gabriele Coché-Schüer

www.irrland.de