Clevere Ideen für kleine und mittelständische Unternehmungen

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Der Campus Kamp-Lintfort  der Hochschule Rhein-Waal ist genau der richtige Ort für ein so gefühlt subversives  Thema. ‚Guerilla‘ hört sich nach Arbeiten im Untergrund und schlauer Strategie an, nach irgendwie ganz anders und eben … frech!

Der Campus: Neu, modern, international und zukunftsorientiert in einer Stadt, die sich in den letzten Jahren mit enormer Energie und Dynamik als ehemalige Bergbaustadt völlig neu aufstellt. Als Hochschulstandort gewinnt sie von Jahr zu Jahr mehr an Renommée.

Dazu tragen auch in besonderem Maße die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der beiden Hochschulstandorte in Kamp-Lintfort und Kleve bei. Sie haben nahezu alle erfolgreiche Karrieren in Wirtschaft und Industrie vorzuweisen, bringen also nicht nur die notwendige Theorie in die Lehre, sondern ebenfalls die richtige Portion Praxiserfahrung mit. Die Wirtschaftswissenschaftlerin Prof‘in Marion Halfmann, die Referentin des Abends, ist ein Paradebeispiel  hierfür. Aber  davon später.

Auf dem Campus Kamp-Lintfort ist seit 2015 das „FabLab“ ein besonderer Anziehungspunkt für Schul- und Besuchergruppen. Die Idee des ‚FabLab‘ (Fabrication Laboratory) kommt aus den USA. Es ist ein Konzept des Massachusetts Institute of Technology (MIT).  Das Konzept setzt unter dem Motto „Make – Learn – Share“ auf eine offene Zusammenarbeit zwischen Hochschule, Schulen, Unternehmen und den Menschen der Region. Das unternehmerinnen forum niederrhein bekam an diesem Freitag die Gelegenheit, sich das FabLab anzusehen.

Wie  Dr. Martin Kremeyer, ZDI-Projektleiter, berichtete, sollen in der High-Tech-Werkstatt Schülerinnen und Schüler, Studierende, Gründerinnen und Gründer sowie  Unternehmen mit moderner Fertigungstechnologie vertraut gemacht werden.  Branchenübergreifend sollen so neue Produkte schneller und besser sowohl entwickelt als auch hergestellt und damit zur Marktreife gebracht werden können. Das FabLab in Kamp-Lintfort ist übrigens eines der bestausgestatteten weltweit.  Attraktion für uns waren natürlich die mittlerweile schon berühmten 3D-Drucker, die (tatsächlich) in einer fantastischen Präzision aus ganz unterschiedlichen Materialien Formen und Modelle drucken können. Diese finden – um nur einige wenige Beispiele zu nennen – in der Medizin- und Automobiltechnik, im nachhaltigen Bauen und in der Modellfertigung Anwendung.

Gut, in unserem speziellen Fall waren es fein gedruckte Marzipanbrezeln mit Schokofüllung – nicht unbedingt für den industriellen Einsatz zu empfehlen, aber die Demonstration des flammneuen, extrem fein arbeitenden 3D-Druckers ließ staunen und machte Spaß. Die enorme Innovationskraft und Anwendungsbreite, die in diesen Verfahren steckt, machte dann eine junge Wissenschaftlerin deutlich, als sie ein von ihr entwickeltes künstliches Arm-Handgelenk-Modell erklärte, mit dessen Einsatz versteifte Finger wieder bewegungsfähig gemacht werden können (http://fablab.hochschule-rhein-waal.de/index.php/was-wir-bieten/)

Was dann kam, war mindestens genauso spannend und anregend.  Barbara Baratie begrüßte hierzu auch noch einmal ganz herzlich die anwesenden Studentinnen, die der Einladung des unternehmerinnen forum niederrhein zu  diesem Abend gefolgt  waren. „Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind, denn eines unserer Ziele ist, genau Sie, die Sie das Potenzial haben, in – sagen wir 10 Jahren – einflussreiche Führungskräfte und Unternehmerinnen zu sein, in unsere Netzwerke einzuladen, Wissen mit Ihnen zu teilen, Sie weiter zu empfehlen und zu unterstützen. Nehmen Sie Kontakt zu den Frauen hier auf, sagen Sie ihnen, woran Sie derzeit arbeiten, was Sie suchen und fragen Sie nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit und  Unterstützung.“

Wiebke Lahrmann img_6607

Und nachdem Wiebke Lahrmann von Wesser GmbH Gärten, Grün & Service, mit ihrer unkonventionellen Vorstellung  als neue Mitgliedsfrau schon einen tollen Einstieg ins Thema Marketing geliefert hatte, näherte sich die Wirtschaftswissenschaftlerin Marion Halfmann dem Thema  Marketing von der akademischen Seite. Die erfolgreiche Vermarktung von Produkten und Diensten – das ist das Metier von Marion Halfmann (http://www.hochschule-rhein-waal.de/de/fakultaeten/gesellschaft-und-oekonomie/organisation/professoren/prof-dr-marion-halfmann). Bevor Sie Hochschullehrerin wurde, arbeitete sie mehrere Jahre in renommierten  Unternehmensberatungen. Ihr Credo ist es, Wirtschaftslehre immer sofort mit der Praxis in Bezug zu bringen. Dass sie hierin Spitze ist, zeigt die Auszeichnung „Professorin des Jahres für exzellente und praxisnahe Lehre und Forschung“, die ihr 2015 vom Absolventenmagazin UNICUM BERUF verliehen wurde.

Ein kleines Werbe- und Marketingbudget, so Marion Halfmann, heißt nicht, dass man nicht auf andere, überraschende und spektakuläre Weise auf sich und seine Produkte aufmerksam machen kann. Der Begriff Guerilla-Strategie sagt es: Ungewöhnlich, überraschend, unerwartet und dennoch einfach und mit geringen Mitteln. Es gilt, die  potenzielle Kundschaft für mein Produkt anzusprechen. Nicht streuen, sondern genau die Zielgruppe so „anzupacken“ dass sie aus dem Stand  erstaunt, überrascht und emotional reagiert. Es kommt essentiell darauf an, hierfür den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Ort zu finden und zu nutzen.

Marion Halfmann: „Denn am besten funktioniert es, wenn wir tief emotional auf Werbung reagieren. Ca. 11.000 Werbebotschaften pro Tag lassen uns wenig bis gar nicht mehr aufmerken. Werden wir  emotional angesprochen, weil sie uns zum Lachen,  Nachdenken bringt oder auch aufregt, ist unser Ziel erreicht.“  Dass das hervorragend klappt, zeigte das  Beispiel  der Metzgerei Hack (sie heißt wirklich so!), die dringend ihr Team vergrößern muss. Wenn hier ein gut aussehender und gut gebauter junger Mann mit nacktem Oberkörper einen  dicken Fleischbeschaustempel auf der Brust hat und darunter steht: „Wenn Sie mehr sein wollen als ein Stück Fleisch, dann bewerben Sie sich bei…“ dann lacht man entweder laut über so eine freche Werbung oder man regt sich auf. Beides zeigt heftig Wirkung!

„Virales Marketing“ ist eine sich rasant verbreitende Form von Werbung und Marketing, mit der gerade sich auch kleine und mittlere Unternehmen mit kleinem Budget enorme Aufmerksamkeit bescheren können. Die Methode ist denkbar einfach: Wir brauchen möglichst viele Menschen, die unsere Produktbotschaft verbreiten. Werden wir von jemandem, den wir kennen, auf eine witzige, schräge  oder zumindest überraschende Werbung bei YouTube oder anderswo aufmerksam gemacht, nehmen wir sie automatisch viel intensiver wahr und wenn sie uns außerdem noch richtig „anmacht“, dann teilen wir diese Information gerne …

Guerilla Marketing – frech, unerwartet, überraschend und witzig und oft gar nicht teuer! Auf dass die Übung gelinge …

Gabriele Coché-Schüer

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Bilder: Nathalie J. Wiemers Benninghoff