Die Arbeit von Pro Humanität – sie bleibt beeindruckend… ein Abend mit Dr. Elke Kleuren-Schryvers
Es wird am 9. März 2017 schon die 3. Filmnacht des unternehmerinnen forum niederrhein sein, deren Erlös für die Arbeit von Pro Humanität  gedacht ist. Natürlich wissen wir mittlerweile schon sehr viel über die Projekte im Niger und Benin, Dr. Elke Kleuren-Schryvers gibt ja vor den Filmstarts jeweils eine kurze Lagebeschreibung. Trotzdem haben wir sehr gerne die Einladung von Elke Kleuren-Schryvers und Heike Waldor-Schäfer ins Priesterhaus in Kevelaer angenommen, um noch ein wenig tiefer in die Geschichte und die aktuelle Arbeit von Pro Humanität einzutauchen. Für jemanden wie mich, der noch nie im Priesterhaus war, übrigens eine sehr beeindruckende Kulisse. Es ist wahrscheinlich gar nicht so bekannt, dass im Priesterhaus tatsächlich noch Priester im Ruhestand leben und dass es obendrein ein kleines Hotel ist. So saßen wir mit ca. 13 Frauen in einem Saal an einem großen langen, fein gedecktem Tisch bei hauseigenem Wein und leckerem Abendbrot, von den Wänden blickten – in Öl gemalt – (sehr) alte, aber auch noch amtierende kirchliche Würdenträger.

 

Pro Humanität ist, so Elke Schryvers seit 1993 im westafrikanischen Benin (Siehe Karte oben) aktiv; im Niger unterstützt Aktion Pro Humanität die Bistümer Niamey und Maradi. Angefangen hat alles im Benin mit dem Bau von Waisenhäusern, Schulräumen, dem Aufbau einer Krankenstation und dem Brunnenbau für die überlebenswichtige Trinkwasserversorgung. Immer noch liegt der Arbeitsschwerpunkt im Benin in der medizinische Grundversorgung und der Hilfe für von HIV-erkrankten Menschen. Die Aids-Beratung und Prophylaxe, aber auch großangelegte Impfaktionen sind wichtige Arbeitsfelder dort. Erst später, um die Jahrtausendwende erste Aktivitäten im Niger. Der Niger ist das nordöstliche Nachbarland Benins, 3,5 mal so groß wie die Bundesrepublik und ein Sahelstaat, 60% seiner Fläche sind von Wüste bedeckt. Es gibt nur eine Regenzeit im Jahr. Die Menschen im Niger müssen Jahr für Jahr eine 9monatige Trockenheit überstehen. Es kommt immer wieder zu Engpässen in der Versorgung mit Essen und Trinken. Die Geburtenrate ist mit 3,3 Geburten pro Frau eine der höchsten weltweit. Die Bilder, die wir sahen, zeigen, in wieviel kleinen Schritten, Maßnahmen und an welchen Stellen die Erfolge dort wirksam werden: sei es der Ausbau von Krankenstationen, die funktionierende Trinkwasserversorgung (funktioniert deshalb, weil ein Kontrolleur regelmässig die Brunnen abfährt und kontrolliert – hier fährt auch gerne mal der uns persönlich bekannte Erzbischof von Niger und Benin, Laurent Lompo, mit dem Motorrad mit.

Wir waren das erste Mal mit einer Spendensammlung mit von der Partie, als für den mobilen OP-Container getrommelt wurde. Da hat das unternehmerinnen forum niederrhein mit seiner Spende mit dazu beigetragen, dass der OP-Container so ausgestattet werden kann, dass hier unter weitestgehend guten Bedingungen Frauen mit kritischen Schwangerschaften mit einem Kaiserschnitt entbinden können. Wie uns Dr. Kleuren-Schryvers stolz berichtete, können jetzt auch schon orthopädische OPs durchgeführt werden – die entsprechenden künstlichen „Ersatzteile, Schrauben und Nägel“ werden schon gezielt aus Deutschland eingeflogen. Ein Augenarztteam untersucht jährlich viele Menschen und kann ihnen vor Ort sogar mit einer 1-Dollar-Brille zu völlig neuer Sehqualität verhelfen. Ohne die Hilfe von ehrenamtlich arbeitenden Ärzteteams würde so etwas nicht durchzuhalten sein, das betont auch Heike Waldor-Schäfer.

Sie leitete dann auch zu unserem „Lieblingsprojekt“ über, denn unser ausdrückliches Interesse liegt bei der Förderung und dem Empowerment der dort lebenden Frauen, denn das zeigt sich immer wieder: sie sind die Treibenden, die Sorgenden, die Zuverlässigen in den Dörfern. Macht man sie stark, gelingt in den meisten Fällen, einen kleinen Wohlstand in die Familien zu bringen. Sie sind zudem gute Händlerinnen und – das betonte Heike Waldor-Schäfer – seitdem das Projekt in Frauenhand liegt, funktioniert es. Es sind nämlich die die Frauen, die ihre Kredite zuverlässig zurückzahlen. Es wird also vor allem über das Empowerment dieser Frauen funktionieren, dass die  Kinder eine Zukunft haben.

Das Mikrokredit-Projekt erreicht mittlerweile an die 2.000 Frauen. Mit einem kleinen zinslosen Darlehen können sie Saatgut und Ziegen oder Kälber kaufen und mit dem Verkauf der Ernte oder der Tiere sichern sie das Überleben ihrer Familien. Sie schaffen es zunehmend, auch ihre Kinder in die Schule gehen zu lassen.  Barbara Baratie: „Genau hier sehen wir uns als Unterstützerinnen.  Wir wollen mit dazu beitragen, dass diese Frauen in ihren Heimatdörfern erfolgreich sind und am Ende für sich und ihre Familie einen kleinen Wohlstand aufbauen können.“ Nina Kiesow brachte es am Ende auf den Punkt: „man sieht, dass es in kleinen Schritten nach vorne geht“ – allein das sollte uns antreiben, uns hier weiter zu engagieren.“

 

 

Aktion Pro Humanität hat schnell erkannt, wie wichtig vor allem die Frauen mit ihrem Fleiß, ihrer Agilität und ihrem Interesse am eigenen Aus- und Fortkommen sind. Bereits 1998 wurde mit der Gründung von Frauengruppen in den Dörfern Gohomés begonnen. Bis heute sind viele Gruppen mit rund 300 betreuten Frauen entstanden, die engagiert und zunehmend eigenständig ihre Arbeit tun. Ziel der Frauengruppenarbeit ist die Verbesserung des Verständnisses für die eigenen und die Krankheiten der Kinder, das Erkennen von bedrohlichen gesundheitlichen Situationen insbesondere für die Kleinkinder, die Verbesserung der Impfrate von Müttern und Kindern, die Aufklärung über Schwangerschaftsverhütung und Aidsprophylaxe. Neben der Beratung in Gesundheits- und Ernährungsfragen lernen die Frauen, eine eiweißreiche Mehlmischung als Zusatznahrung für ihre Kleinkinder selbst herzustellen, für die inzwischen nur noch die Rohstoffe wie Mais, Erdnüsse, Soja etc. bereitgestellt werden. Die ersten dieser Frauengruppen sind bereits erfolgreich in Frauen-Kooperativen umgewandelt. Diese ermöglichen den Frauen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit in einem polygam orientierten und vom Patriarchat dominierten Gesellschaftssystem. (www.pro-humanitaet.de)